Schnappschuss

by Constanze Bohg

Hast Du Dich schon einmal gefragt, wie es sein kann, dass andere alles im Griff haben und Du die scheinbar einzige bist, der es nicht so geht? Ich schon. Viele Male. Und es scheint sogar einen Zusammenhang mit der Nutzung der sozialen Medien zu geben! 

Das große weite WWW

Ich liebe Apps wie Pinterest oder Instagram für ihre Art, Inspiration und Ermutigung zu teilen. Das ist der einzige Grund, warum ich mich da überhaupt angemeldet habe. Aber wenn ich nicht aufpasse, kann ich mich leicht in diesem “Netz” verfangen. Stunden vergehen wie Minuten. Und neben Inspirationen oder einem „Moment“ zum Entspannen habe ich unbeabsichtigt auch Neid, Eifersucht und all deren hässliche Konsequenzen eingesammelt.

Das Wort “Schnappschuss“ oder “Momentaufnahme” kommt mir immer wieder in den Sinn. Im heutigen Text möchte ich Dir eine Sache wärmstens empfehlen: Speichere Dir dieses Wort ab. Wann immer Du jemanden oder etwas siehst und mit Deiner eigenen Situation vergleichst, denk’ daran. Du nimmst nur eine Momentaufnahme wahr! Es ist nur ein Schnappschuss.

#fürmehrrealität

Manchmal, wenn ich Bilder unseres Lebens bei Instagram teile und danach jemand z.B. im Supermarkt treffe, der mich auch im “analogen” Leben kennt, höre ich (nett gemeinte) Sätze wie: „Ich bin so neidisch auf das, was du alles machst“. Wenn ich Bilder meiner Kinder an einen Verwandten oder eine Freundin schicke, bekomme ich als Antwort: „Oh, diese süßen Kinder, sie sehen immer so glücklich aus!”

Soll ich Dir ein Geheimnis verraten? Ich mache keine Fotos von meinen Kindern, wenn sie einen Wutanfall bekommen. Ich nehme nicht unser Familienleben in Momenten des Gefühlschaos oder des Streits auf und teile es mit irgendjemandem. In diesen Situationen stecke ich selbst mittendrin. Und sie gehören natürlich zu unserem Leben dazu! Aber diese Augenblicke gehören uns und uns ganz allein. Glaub’ mir, wir haben viele davon. Und zwar fast jeden Tag. Ganz ehrlich? Ich bin überzeugt, Du hast sie auch.

Zeiterfassung

Immer wieder ertappe ich mich bei Gedanken wie diesen: „Bin ich eine gute Mutter/Freundin/Ehefrau?“ Warum denke ich so etwas? Weil ich in die Vergleichsfalle getappt bin. Alles, was es dazu braucht, sind ein paar Fotos oder Posts von schicken Häusern oder gestylten Müttern mit perfekt lächelnden Kindern beim Basteln. Das reicht schon, um diesen Gedankenstrudel in meinem Kopf loszutreten.

Dann weiß ich aber auch, es ist höchste Zeit für Gottes Wort und seine Gegenwart. Das Handy bleibt dann aus. Wenn ich in der Bibel lese, passiert das, was in Epheser 5/26 steht. Sein Wort ist es, was mich wäscht und reinigt. Das tut meinen Gedanken so gut wie die morgendliche Dusche meinem Körper.

Mein Handy hat eine tolle Funktion: “Bildschirmzeit”. Hast Du schon einmal deine “Bildschirmzeit” erfasst und dann verglichen mit der Zeit, in der Du die Bibel gelesen und gebetet hast ? Es könnte eine gute Taktik sein, zumindest eine Zeitlang (auf allen Apple-Geräten einfach einstellen, für android gibt es gute Apps zu diesem Thema).

Kurze Frage:

Wie geht es Dir? Fühlst Du Dich ängstlich, besorgt oder entmutigt? Dann habe ich eine Idee. Denk mal darüber nach, was Du denkst. Was lässt Du in Dein Herz? Welche Inhalte lässt Du an Deine Augen und Ohren kommen? Die Bibel ist diesbezüglich sehr klar (Phil. 4/6-8):

  • Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
  • Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.
  • Weiter, Brüder und Schwestern: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht!

Jetzt mal ehrlich!

Um auf das Konzept der Momentaufnahme zurückzukommen – wie wäre es mit mehr Echtheit? So oft bin ich in einem Gespräch am zuhören und denke innerlich: “Hm, echt jetzt? Ist Dein Leben wirklich so perfekt?” Oft veranlasst mich der Heilige Geist dann, etwas aus meinem Leben zu teilen, wo ich selbst grad am kämpfen bin und nicht alles glatt läuft.  Manchmal komme ich mit der Person sogar auf eines der großen Themen meines Lebens (Verlust unseres Sohnes, Burnout, Ehekrisen) zu sprechen.

Und zack, plötzlich ändert sich die Atmosphäre im Gespräch. Warum? Weil ich das Risiko eingegangen bin und den ersten Schritt zu mehr Authentizität und Verletzlichkeit gemacht habe. Ist das leicht für mich? Nein, natürlich nicht. Ist es notwendig? Absolut!

Vielleicht kennst Du diese Frau schon? Brené Brown erzählt hier zum Thema „Verletzlichkeit“. Du kannst Dir in Youtube die deutschen Untertitel dazu einblenden – absolut sehenswert. Für mich einer der besten TED Talks überhaupt.

Drei Mädels vom Dorf

Ich sehne mich nach dem Tag, an dem wir mit unseren Mitmenschen ehrlich und real miteinander sein können. Es ist mir klar, dass man nicht jedem, der einem begegnet, sein Herz ausschüttet. Das sollte man genauso wenig mit denjenigen tun, die keine gesunden Grenzen respektieren oder nicht vertrauenswürdig sind. Ja, wir müssen weise sein in dem, was wir mit wem teilen. Egal ob online oder offline.

Aber ich will kurz ein Beispiel geben, wie man anfangen kann. Zwei Frauen und ich begannen vor etwa sechs Monaten ein Gebetstreffen in unserem Dorf. Es war von Anfang an eine wirklich himmlische Begegnung. Wir kannten uns kaum, aber hatten auf Anhieb einen Draht zueinander.  Gleich zu Beginn haben wir eine Regel aufgestellt: Was in diesem Kreis gebetet und besprochen wird, bleibt in diesem Kreis. Nur so haben wir einen geschützten Raum, innerhalb dessen wir ehrlich sein können.

Wir haben so viel Offenheit und auch Verletzlichkeit erlebt – es ist erstaunlich! Und was das Beste ist: Wir haben auch andere Frauen aus dem Dorf zu uns eingeladen. Wir teilen unser Leben mit ihnen und begegnen einander mit Wertschätzung und auf authentische Weise. So kann Jesus heilen und uns begegnen.

Es gibt immer ein und

Wie das passiert ist? Das war recht einfach.  Weisst Du, vor dem ersten Treffen waren wir drei uns nur sporadisch auf dem Spielplatz oder beim Kinder von der Schule abholen begegnet. Sozusagen ein Schnappschuss hier, ein Schnappschuss da. Während des ersten Gebetstreffs wurde uns sehr schnell etwas klar: Das, was wir voneinander “kannten”, waren nur Momentaufnahmen, nie das Gesamtbild.

Ein Gesamtbild wird immer das Hoch und das Tief, das Gute und das Schlechte, die saubere Küche und den unordentlichen Rest des Hauses zeigen.

Also: Wenn Du Dich das nächste Mal bei „Wie geht’s Dir?“ dabei ertappst, dass Du nett lächeln und die Zähne zusammenbeißen willst, sei stattdessen authentisch. Am besten beginnst Du damit, Jesus gegenüber echt zu sein. Schütte ihm Dein Herz aus und lass Dich von ihm heilen. 

Im nächsten Schritt trau Dich und mach’ diese Welt ein wenig heller und authentischer. Zum Beispiel, wenn Du in einem Gespräch sagst: „Ja, mein(e) __________(Küche/Haare/Wäscheschrank) ist auch ein Chaos.“ Oder: „Ja, meine Kinder streiten auch grad so oft, und das macht mich kirre.“ Oder “Ja, ich kämpfe auch damit, meinen Körper so zu akzeptieren und zu lieben, wie er ist.”

„Freundschaft entsteht in genau dem Moment, in dem einer zu einem anderen sagt: „Was! Bei Dir auch? Ich dachte, dass niemand außer mir …“

C. S. Lewis

Das gefällt dir auch

Schreibe einen Kommentar

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More