Flugmodus

Wie ich als hochsensibler Mensch meinen Frieden bewahre

by Constanze Bohg

Ich sitze in meinem „zweiten Wohnzimmer“. Es ist kalt, ich kann meinen Atem sehen. Links und rechts von mir liegt Schnee. Meine Hände sind in Handschuhen versteckt. Klingt nicht so gemütlich? Kommt drauf an. Eigentlich sitze ich auf einem Hochsitz eines Jägers mitten im Wald.

Hier kann ich ungestört denken, habe eine klare Sicht und frische Luft. Und was das Wichtigste ist: kein Empfang. Mein Telefon kann weder klingeln noch piepsen, und was noch besser ist: ich komme gar nicht erst in die Versuchung, mich im World Wide Web oder in Messenger-Apps zu verirren.

Versteckter Segen

Der Grund, warum ich in den Wald flüchte, ist einfach: Ich bin allein und niemand weiß, wo ich bin. Einsamkeit und Stille sind zwei der wundervollsten Wörter, um die Glückseligkeit zu beschreiben, die ich erlebe, wenn ich auf diesem Jägersitz hocke. 

Dezember 2020, irgendwo im Wald

Seit dem Lockdown im März 2020 arbeitet mein geliebter Mann zu 100 % von zu Hause aus. Es ist zu einem Segen geworden, ja. Im Nachhinein betrachtet. Gleichzeitig stellt es mich immer wieder vor die Herausforderung, Gelassenheit und den Luxus zu finden, allein zu sein. Damit meine ich buchstäblich körperlich allein zu sein.

Und deshalb sitze ich zwischen diesen Hunderten von hohen alten Bäumen. Sie helfen mir, loszulassen. Zur Ruhe zu kommen. Eins zu sein mit dem Schöpfer von Himmel und Erde.

Smart(phone) oder: Klug ohne Telefon

Wir haben auch in diesem Jahr unseren zweiwöchigen Sommerurlaub gemacht. Und es ist eine Tradition geworden, dass wir während dieser Zeit unsere Telefone in den Flugmodus schalten und nur alle paar Tage nachschauen, ob jemand etwas wichtiges geschrieben hat. Ich liebe es, dieses Gefühl von Freiheit und nicht-erreichbar-sein. So unbeschwert, ohne das Telefon immer in der Tasche zu haben. 

In diesem Jahr habe ich mich zum ersten Mal entschieden, diese Gewohnheit, die mir und meiner Familie so gut getan hat, nach dem Urlaub fortzusetzen. Bis zum heutigen Tag schränke ich die Nutzung meines Handys mit Hilfe einer App (“Bildschirmzeit”) ein. Deshalb heißt der heutige Titel auch „Flugmodus“. Darum sitze ich im Wald und habe keinen Empfang. Hört sich schräg an? Hm. Schauen wir mal.

Es geht ums Herz. Immer wieder.

Wenn ich im Jahr 2020 eine Sache begriffen habe, dann diese. Die Bibelstelle in Sprüche 4,23 ist Gold wert. Ich lieb’s so, wie Luther es gesagt hat:

Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.“

Sprüche 4,23

Zu Beginn der „COVID-Ära“ verfolgte ich aufmerksam die Nachrichten, sprach mit ziemlich vielen Leuten und versuchte, über alles, was sich abspielte, auf dem Laufenden zu bleiben. Mir fiel es recht spät auf, dass ich auf dem besten Weg war, meinen inneren Frieden zu opfern.

Es steht nicht umsonst in Johannes 10 Vers 10, dass der Teufel darauf aus ist, zu stehlen, töten und zerstören, was er kann. Und wenn er hinter einer Sache wirklich her ist, dann ist es mein Seelenfrieden. Das ist ja eigentlich nichts Neues. Angst ist nicht nur ein beunruhigendes Gefühl. Angst ist ein Geist, und wir dürfen nicht zulassen, dass er uns “in die Tasche geschmuggelt“ wird.

Der Gott, dem ich von Herzen diene, ist mein liebender himmlischer Vater. Er gibt keine Angst – im Gegenteil. Er hat uns den guten Heiligen Geist gegeben und mit ihm auch Gelassenheit (Synonym für das in der Bibel verwendete Wort „Besonnenheit“, 2. Timotheus 1/7).

Google Nachrichten oder die Gute Nachricht?

Wie findest Du also heraus, ob es an der Zeit ist, mal wieder den Stecker zu ziehen und das Handy in den Flugmodus zu befördern? Ich habe in einem anderen kürzlich erschienenen Beitrag über Frieden in Zeiten wie diesen geschrieben. Darin kommt auch eine „Schatzkarte“ vor. Die habe ich bewusst so genannt, denn die Bibel sagt, dass wir den Frieden suchen und ihm nachjagen sollen (Psalm 34,15). Es gibt so viele gute Predigten zu diesem Thema. Ich habe mir erst gestern wieder eine davon angehört, inzwischen zum dritten Mal. Weil mir Predigten dabei helfen, meinen Geist zu erneuern. 

Ganz ehrlich? Viel zu oft verheddere ich mich in der Panikmache und der Angst und dem Lügengespinst, das der Feind fleißig da draußen webt. Wenn ich dann zu einem Spaziergang durch die Felder oder in den Wald aufbreche, spüre ich, dass ich keine Klarheit im Kopf habe. Dass meine Gedanken rasen. Dann weiß ich, dass es höchste Zeit ist, alles ab- und auszuschalten und ungestörte Zeit mit Jesus zu verbringen.

Bill Johnson hat es so formuliert:

Wenn Du mehr Input aus den sozialen und Mainstream-Medien konsumierst als aus dem Wort Gottes, dann ist deine Entmutigung selbst verschuldet. Du bist dafür verantwortlich. Man kann nicht einen (Herzens-)Garten haben und einen Schlüssel zum Gartentor und den Feind einladen, hereinzukommen und Unkraut zu säen. Um sich dann darüber bei Gott zu beschweren. (…) Du musst das Tor zu deinem Herzen selbst schließen.”

Bill Johnson in „Die Verheißung von Frieden“

Das sind klare Worte, oder? Dafür lieb ich Bill Johnson auch so sehr. Kein Blatt vor den Mund. Die Wahrheit darf in Liebe gesagt werden. Und er hat recht! Hier kannst du die ganze Predigt (auf deutsch) anhören.

Digitales Entgiften

Es ist also an uns selbst, die Verantwortung zu übernehmen und regelmäßig den Stecker zu ziehen. Du bestimmst, was du konsumierst und in dein Herz, deine Ohren und deine Augen hinein lässt. Und genau das wird den Unterschied machen. Und zwar nicht nur für dein eigenes Wohlbefinden. So, wie du mit dir selbst umgehst, wirst du auch auf die Menschen um dich herum abfärben. 

Sowohl mein Mann als auch meine Kinder haben mir oft bestätigt, dass ich viel entspannter bin und sie viel mehr Spaß mit mir haben, wenn ich meine “Auszeit“ mit Jesus hatte. 

Noch eine Sache: Ja, ich habe meine beiden Instagram-Accounts gelöscht. Das hat mehrere Gründe, die sich in zwei Worten zusammenfassen lassen: Digitales Entgiften. Ich hatte so viel Zeit am Telefon verbracht, dass es mir im Nachhinein Angst macht. Ich war ständig online. Gleichzeitig weiß ich auch, dass wir alle eines Tages Rechenschaft darüber ablegen müssen, wie wir diese wenigen Jahre auf dieser Erde gelebt und genutzt haben. Francis Chan illustriert es kurz und bündig (auf englisch, aber auch ohne viele Englischkenntnisse gut zu verstehen).

Mich hat diese “Kurzpredigt” oft provoziert und sehr zum Nachdenken angeregt. Auch das immer häufiger werdende „Schau, Mami, schau. Maaaaaaammmmmaaaaaa, guck. Jetzt guck doch mal, Mama!” und ein Traum, den meine Tochter hatte, halfen mir. So traf ich die Entscheidung, mein geliebtes Konzept des Minimalismus auf die Verwendung digitaler Geräte zu übertragen. Es hat mich auf so viele Arten befreit. Ich liebe es. Und ich vermisse nichts.

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